Es gibt diesen Ort, abgeschieden in der Natur, wo die Welt still wird und der Alltag verblasst. Dort, auf einem kleinen Hof, eingehüllt in die sanfte Stille der Natur, habe ich eines meiner neuen Bücher geschrieben. Jeden Morgen saß ich in einem kleinen Büro und tauchte tief in meine Geschichte ein. Die Worte kamen wie von selbst, getragen von einer Welle der Inspiration, als ob sie schon lange darauf gewartet hätten, durch mich hindurch zu fließen. In nur sechs Wochen war das Manuskript fertig – im reinen Flow, erfüllt von einer Freude, die mich den ganzen Tag begleitete.

Es war nicht das erste Mal, dass ich diese intensive kreative Verbindung erlebte. Schon damals, bei meiner Fantasyreihe, konnte ich spüren, dass das Schreiben für mich mehr ist als ein Beruf; es ist mein Herz, das spricht. Der Flow-Zustand ist unser natürlicher Zustand, ein Zustand des Verbundenseins mit uns selbst und der Welt, wo alles leicht und lebendig wirkt. Doch manchmal werden wir aus diesem Zustand herausgerissen – durch Zweifel, durch die Stimmen von außen, die uns bewerten und in Frage stellen.

Nun, kurz vor der Veröffentlichung einer meiner Romane, machte der Verlag eine Vorableserunde. Obwohl das Buch den meisten gut gefiel, gab es auch ein paar kritische Stimmen, und mit einem Mal waren sie da – diese alten Zweifel. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie die kleine Autorin, die sich fragt: „Bin ich gut genug? Reicht das, was ich tue?“ Es ist seltsam, wie einige wenige Kommentare alte Unsicherheiten wieder wachrufen können, selbst wenn wir schon so viel erreicht haben. Am nächsten Morgen saß vor meinem leeren Bildschirm, die Worte blieben aus. Die Inspiration schien wie weggeweht.

Es erinnerte mich daran, wie wir nach einer langen Weltreise zurück nach Deutschland gekommen waren. Mein Mann und ich hatten 5,5 Jahre als digitale Nomaden die Welt bereist, unzählige Abenteuer erlebt und die Freiheit gespürt, die nur das Leben auf Reisen schenken kann. Und doch: Kaum zurück, wurde ich sofort mit Fragen konfrontiert, wie viel ich „verdiene“ oder ob „das Schreiben zum Leben reicht“. Die Freude, das Gefühl der Freiheit, all die Entdeckungen und das Wachstum schienen nur von sekundärer Bedeutung – wichtig war nur die Sicherheit, die Summe auf dem Konto.

Diese Zweifel schlichen sich in mein Herz und drohten, all das zu überdecken, was ich über die Jahre erlebt hatte. Aber dann erinnerte ich mich: Dieses intensive Gefühl der Freiheit, der Liebe und des Abenteuers kann man nicht messen. Es ist unbezahlbar. Das Leben zu leben, das sich tief drinnen richtig anfühlt – das ist, was am Ende zählt. Es ist ein Teil von mir, und ein Teil davon aufzugeben, hätte bedeutet, einen Teil meines Wesens zu verraten.

Die Frage bleibt: Warum begegnen wir den Träumen anderer oft mit so vielen Zweifeln? Warum überschütten wir sie mit Ängsten und Sorgen, anstatt ihnen Mut zuzusprechen? Für jeden Menschen gibt es diesen einzigartigen, unentdeckten Schatz – sei es das Schreiben, das Reisen, das Gärtnern, das Helfen. Etwas, das das Leben dieser Person heller und reicher macht, wenn sie es lebt. Vielleicht haben wir selbst verlernt, an unsere eigenen Träume zu glauben, und projizieren unsere Ängste auf andere. Doch wie schön wäre es, stattdessen einfach zu sagen: „Ich glaube an dich. Du schaffst das!“

Am Ende unseres Lebens zählen doch nicht die Zweifel, die uns auf nummerischer gehen ließen, sondern die Momente, in denen wir gewagt haben, wir selbst zu sein. Die Momente, in denen wir aus vollem Herzen gelebt haben. Wenn wir die Zweifel und den inneren Kritiker beiseiteschieben und diesen einen kleinen Schritt wagen, unser Geschenk auszupacken und zu leben, dann geschieht etwas Wundervolles: Wir fühlen uns ganz.

Also, wenn du etwas in dir spürst, das sich danach sehnt, gelebt zu werden – dann folge ihm. Gib deinen Träumen eine Chance. Es muss kein großer Schritt sein, ein kleiner reicht. Aber gib nicht auf. Jeder Schritt, den du in Richtung deines Herzens gehst, ist ein Schritt mehr zu dir.

Am Ende deines Lebens wirst du vielleicht nicht die Fehler bereuen, die du gemacht hast, sondern die Schritte, die du nicht gegangen bist. Du bist ein Geschenk für die Welt, einzigartig und wunderbar. Habe den Mut, es auszupacken und mit der Welt zu teilen.

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