„Reisen statt Kind und Karriere“ – Das ist der Medien-Pitch, der meine Geschichte zusammenfassen soll. 5 Wörter, die meinen langen Weg beschreiben. Wirkt es tatsächlich nach außen so? Ist es das, was ankommt? Für mich klingt es, als habe ich es so entschieden, als sei es meine Wahl gewesen – gut, am Ende war es das ja auch. Und doch verbirgt sich hinter diesen wenigen Worten für mich unendlich viel. Es ist ein Teil meines Lebens, der mich für immer verändert hat:

Es ist ausgerechnet an Weihnachten, als wir die frohe Botschaft verkünden. Ich sehe heute noch das Leuchten in den Augen meiner Familie, als meine Mutter das Ultraschallbild auspackt und alle begreifen, dass es endlich geklappt hat. Nach so vielen Jahren. Wir sitzen zusammen am Weihnachtsbaum und freuen uns über dieses kleine große Wunder.

Einen Monat später zerplatzt der Traum von der neuen kleinen Familie und zwei weitere Monate später beschließen wir, ihn endgültig loszulassen. Es ist zu schmerzhaft, zu traurig, zu schwer. Wir wählen einen neuen Weg und entscheiden, dass wir uns genug sind und dass wir glücklich sein wollen. Es fühlt sich befreiend an und zum 1. Mal seit Langem habe ich wieder das Gefühl, meinen Weg selbst bestimmen zu können. Da ist Hoffnung, Hoffnung, dass das Leben etwas anderes Wunderbares für mich bereithält. Hoffnung, dass wir diesen Traum hinter uns lassen und dafür neue Träume erwachen.

Zwei Jahre später beginnen wir unsere 5-jährige Weltreise als digitale Nomaden, unser großes Abenteuer und erleben eine Freiheit, wie wir sie uns nie hätten vorstellen können. Da ist auf einmal so viel Freude, so viel Neugier und Lebendigkeit! Jeder Tag überrascht uns. Es ist intensiv, wunderbar und beängstigend zugleich. In dieser Zeit entdecke ich meine Liebe zum Schreiben wieder. Schon immer hat sie mich begleitet. Nun hat sie endlich Raum, sich zu entfalten. Ich bin voller Inspiration und Begeisterung. Und ich habe endlich den Mut, meinem Herzen zu folgen.

Und so schreibe ich ein Buch nach dem anderen. Lasse all meine Liebe, meinen Schmerz, meine Hoffnungen und Träume in die Geschichten hineinfließen. Es entspricht vielleicht nicht dem Bild einer klassischen Karriere, aber für mich ist es eine: meine Berufung, meine Karriere als Schriftstellerin. Ich habe das Ziel vom Schreiben zu leben und widme mich dem mit großer Hingabe, oft von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht.

Andere wünschen uns immer wieder einen schönen Urlaub, weil wir ja im Ausland sind. Sie denken anscheinend automatisch, dass wir den ganzen Tag am Strand sitzen. Manche fragen sich auch, wie das finanziell geht, wenn man jahrelang Urlaub macht. Wir sitzen in der Zeit an unseren Schreibtischen, jeder vertieft in seine Projekte. Ich liebe es, so viel Zeit zum Schreiben zu haben, und merke nicht, dass ich es übertreibe. Daniel schüttelt meist nur den Kopf, wenn ich wieder einmal so viele Stunden an einem Projekt gearbeitet habe, bis ich keinen klaren Satz mehr sprechen oder denken kann. „Dein armes Gehirn“, sagt er zu mir.

Früher habe ich den Satz „Man muss erst für etwas brennen, um zu verbrennen!“ nicht verstanden. Vielleicht muss man manche Erfahrungen erst machen. Am Ende der Veröffentlichung meines 10. Buchs geht plötzlich gar nichts mehr. Als hätte ich alles, was ich hatte, in die Bücher hineingegeben. Und nun ist nichts mehr da. Ich bin leer und unfassbar erschöpft. Obwohl ich doch das getan habe, was ich liebe. Es braucht eine Weile, bis ich verstehe, dass ich besser hätte auf mich achten müssen. Dass mich, ohne dass ich mir dessen bewusst war, auch immer die Angst, nicht genug mit den Büchern zu verdienen, angetrieben hat. Es waren tausende Bücher, die ich in der Zeit verkauft habe, aber um Monat für Monat davon leben zu können, braucht es mehr.

Nun stehe ich da, ausgebrannt und verzweifelt, habe weder Kraft noch Geld für ein neues Buch. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Während andere mich um mein tolles Leben und meinen Mut beneiden, kehre ich die Scherben zusammen und frage mich, wie ich jemandem erklären soll, dass ich von meinem Traumleben ein Burnout habe. Ich verstehe es ja selbst nicht. Es dauert Monate bis ich mich wieder erhole und noch länger, bis ich wieder schreiben kann.

Auch jetzt bin ich noch nicht wieder 100 % fit. Aber es wird jeden Tag besser. Ich lerne auf mich zu achten. Ich habe Human Design gelernt, das hilft mir dabei, mich besser zu verstehen und achtsamer mit meiner Energie umzugehen. Und ich arbeite an einem neuen Buchprojekt. Es ist wunderbar, wieder zu schreiben. Dennoch passe ich auf, dass ich mich nicht vollkommen darin verliere und besser für mich sorge. So suche ich unter anderem auch nach einem neuen Nebenjob, damit es künftig finanziell entspannter ist und nicht gleich so viel Druck aufkommt, wenn es mal schlechter mit dem Buchverkauf läuft. Ich glaube immer noch, dass das Schreiben meine Berufung ist, mein Weg. Doch ich will ihn künftig sanfter gehen.

Ja, das ist die Geschichte hinter dem Pitch „Reisen statt Kind und Karriere“, oder zumindest ein Teil davon. Es erinnert mich daran, nicht vorschnell zu urteilen und zu denken, ich wüsste, wie es bei jemand anderem wirklich aussieht. Wir sehen selten die ganze Geschichte, sondern oft nur das, was zu unseren Vorstellungen passt. Es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen. Vielleicht sind wir dann überrascht.

Pin It on Pinterest

Share This