Die wohl häufigste Frage in den ersten Jahren unserer Reise: „Wann kommt ihr denn wieder zurück?“ Und seitdem wir nun zurück sind: „Wann geht´s denn wieder los?“ Das ist spannend, oder? Ich hatte in den letzten Wochen oft das Gefühl, viele können nicht verstehen, wieso wir wieder in der Heimat sesshaft werden wollen. Wir könnten überall leben, weiter die Welt entdecken, am Strand sitzen und arbeiten. Wieso dann gerade Deutschland? So viele haben Fernweh, wandern gerade aus oder ziehen mit einem Onlinejob in ihr Abenteuer. Und wir wollen tatsächlich zurück?

Manche meinen auch, wir müssten zurück, weil vielleicht das Geld leer ist oder so. Dazu kann ich nur sagen, es wäre wesentlich günstiger gewesen, weiter im Ausland zu reisen, als jetzt in Deutschland sesshaft zu werden. Wir fangen fast bei null an, mit ein paar Klamotten und ner Kaffeetasse. Schau dich mal bei dir um. Angefangen bei Möbeln, Tellern und Töpfen. Wir haben weder ein Bett noch Matratzen, noch einen Tisch oder Stühle. Wir waren als Letztes mit Handgepäck in Kanada. Es gibt keinen Lagerraum, wo all unsere Möbel stehen. Wir müssen uns alles neu aufbauen.

Und doch wollten wir wieder in die Heimat und bereuen unsere Entscheidung auch nicht. Vielleicht versteht man das nur, wenn man wirklich jahrelang gereist ist, sein Fernweh gestillt hat, so viel gesehen und erlebt hat, dass es gefühlt für zehn Leben reicht. Vielleicht verstehst du es aber dennoch. Für uns war immer klar, dass wir nur eine gewisse Zeit reisen wollen. Wir wussten nicht, wie lange und wohin es überall gehen wird. Wir wussten auch nicht, wo wir schlussendlich wieder Wurzeln schlagen würden. Es war ein tolles Gefühl, dass alles offen war und wir so viel Freiheit hatten.

Wenn ich etwas auf der Reise gelernt habe, dann dass du überall glücklich und auch unglücklich sein kannst. Am Anfang ist alles neu, aufregend, es fühlt sich wie Urlaub an oder wie ein großes Abenteuer, und das ist es ja auch. Das geht ein paar Wochen so, vielleicht auch Monate oder sogar Jahre. Aber irgendwann wird das Reisen zum Alltag, das Abenteuer zum Leben. Es gibt genauso Herausforderungen und Probleme, vielleicht sogar noch häufiger, weil du dich so oft außerhalb der Komfortzone befindest. Es gibt Tage, an denen du glücklich und dankbar für dein Leben auf das Meer blickst und dann auch solche Tage, an denen du am schönsten Strand hockst und gerade einfach sauunglücklich bist.

Ich war während der Reise oft so begeistert, so dankbar, so inspiriert, überglücklich und verbunden. Aber ich war auch genauso traurig, hatte Angst, habe mir Sorgen gemacht oder herumgerübelt. Kein Ort der Welt verändert, wie du dich fühlst, zumindest nicht auf Dauer. Das heißt nicht, dass wir zurückgekommen sind, weil das Reisen nicht toll war. Das war es definitiv. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass wir das gemacht haben und dass ich so so viel Freiheit erleben durfte. Es war eine unfassbar intensive Zeit, die uns verändert hat. Und doch wissen wir diese Zeit nun vorbei ist und ein neues Kapitel beginnt.

Mir ist einmal mehr bewusst geworden, was mir wichtig im Leben ist und was mich glücklich macht: eine Arbeit, die ich liebe, Zeit mit Menschen, die mir am Herzen liegen und ein Platz, an dem ich mich sicher und geboren fühle, damit ich mich frei entfalten kann. Ich kenne so viele Leute, die Fernweh haben, die unbedingt wegwollen, weil sie in ihrem Leben nicht glücklich sind. Und wenn du Lust hast, die Welt kennenzulernen, ein Abenteuer zu erleben, am Meer zu sein oder Berge zu besteigen, neuen Leute, neuen Kulturen, neuen Denkweisen zu begegnen, dann ist es wunderbar, loszuziehen. Aber wenn du dich einsam fühlst, dann wirst du dich wahrscheinlich auch auf der Reise irgendwann einsam fühlen, wenn du Sorgen hast, werden diese dich begleiten. Es verändert sich nicht alles auf einmal, nur weil du an einem anderen Ort bist. Du nimmst dich überall hin mit.

Du kannst das auf der Reise loslassen und dich verändern. Manchmal tut es gut, das Gewohnte zu verlassen, um neue Sichtweisen kennenzulernen. Aber es ändert sich nicht nur allein dadurch, dass du weg bist. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass es sich meist noch stärker zeigt. Du schaffst Raum, um zu heilen. Und es kann ganz schön herausfordernd sein, wenn sich die Dämonen der Vergangenheit zeigen und du gerade irgendwo im Ausland bist und nicht mal eben bei deiner Freundin vorbeifahren kannst.

Immer zu reisen, bedeutet nie Wurzeln zu schlagen. Du fängst immer wieder von vorn an, kein dauerhaftes Umfeld vor Ort, kein festes Zuhause. Dafür muss man gemacht sein. Ich bin es nicht. Und Daniel auch nicht. Irgendwann vermisst man den Kontakt zu Herzensmenschen, möchte sie umarmen, ihnen direkt gegenübersitzen und sie nicht nur über den Bildschirm sehen. Es waren so viele Dinge, auf die ich mich gefreut habe und noch freue. Dinge, die vielleicht klein und banal wirken und doch auf wunderbare Weise das Leben ausmachen. Ich glaube, es war wichtig, dass wir damals losgezogen sind, genauso wichtig, wie nun wieder zurückzukehren. Was meinst du?

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